Dass Kaugummikauen die Zahngesundheit fördert, ist schon länger bekannt. Doch nicht nur die Zähne profitieren davon. Das Kauen von Kaugummi erhöht zum Beispiel auch die Sauerstoff- und Blutzufuhr im Gehirn und fördert so die Konzentration. Und das ist noch lange nicht alles.

Kaugummi ist lässig, einfach toll - finden kleine und große Kaugummi-Fans. Empörte Blicke oder Reaktionen ihrer Umwelt können ihnen die Lust am Kauen nicht verderben. Und das ist gar nicht so schlecht, sagen der Kardiologe und Ernährungsmediziner Prof. Dr. Dr. Dr. Klaus Kölling und Zahnarzt Dr. Gerard Kölling. Denn das Kaugummikauen ist nicht nur förderlich für die Zahngesundheit. Inzwischen hat sich gezeigt, dass Kaugummikauen sogar zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit insgesamt hat. Kaugummi ist weit besser als sein Ruf, das belegen mittlerweile zahlreiche Studien.

Lange Kaugummi-Tradition
Dabei ist Kaugummikauen im Grunde nichts Neues. Bereits in der Steinzeit wurden bestimmte Baumharze gekaut. Zur Römerzeit verwendete man zum Beispiel das Harz des Mastixbaumes. Das Grundrezept für einen Kaugummi, der dem ähnelte, den wir heute kennen, lieferten die Mayas und Azteken. Sie wussten, schon lange bevor die Amerikaner den Kaugummi für sich entdeckten, den Kaugenuss zu schätzen. Denn Kaugummikauen wirkt auf viele Menschen entspannend und zugleich beruhigend, macht munter und steigert die Konzentrationsfähigkeit.

Gut fürs Gehirn
Der Grund: Wie Wissenschaftler festgestellt haben, erhöht das Mahlen der Kiefer die Herzfrequenz und die Sauerstoff- und Blutzufuhr des Gehirns. Eine bessere Durchblutung des Gehirns bedeutet eine verbesserte Konzentration und damit eine gesteigerte Hirnleistung. Auch im Mundraum, der dicht mit Nerven durchzogen ist, zeigt das Kaugummikauen eine entspannende oder anregende Wirkung. Das sollten Eltern und Lehrer wissen, bevor sie ihren Kindern das Kaugummikauen verbieten, meint Prof. Dr. Dr. Dr. Klaus Kölling.

Kauen macht wach
Kaugummi kann auch bei längeren Autofahrten nützlich werden, zum Beispiel, wenn man schnell ermüdet und befürchten muss am Steuer einzuschlafen. Oder frühmorgens, wenn man einfach nicht in die Gänge kommt. Das Kauen weckt die Lebensgeister, macht wach. Nacken und Kiefer werden gelockert und auch Spannungskopfschmerzen stellen sich dann nicht ein.

Und Vielflieger wissen aus Erfahrung, dass auch bei Flugreisen Kaugummi äußerst nützlich sein kann. Der schmerzhafte Druck auf die Ohren bei Start und Landung lässt sich durch Kaugummikauen erheblich mildern. Und nicht nur das: Weil das Kauen auch entspannt, kann man so Flugangst viel besser bewältigen.

Darüber hinaus kann Kaugummigenuss bei Kindern, die zu Erkältungen und Ohrenentzündung neigen, vorbeugend wirken. Denn das Kauen belüftet das Mittelohr und Keime setzen sich dadurch nicht so leicht darin fest. Besonders sinnvoll sind hier Kaugummis, die statt Zucker Xylitol enthalten, denn dieser Stoff hat eine antibakterielle Wirkung.

Im Trend: Wellness-Gums
Die hauptsächliche Wirkung eines Kaugummis liegt aber eher in der Arbeit der Kaumuskeln begründet als in seinen Inhaltsstoffen (Wachs, Harz, gummiartige Stoffe, Glycerin, Zucker oder Süßstoff, Aromen und Farbstoffe). Mehr als 20 Kalorien stecken in der Regel nicht in einem Kaugummi. Bei den zuckerfreien sind es kaum mehr als zwei. Der neueste Trend sind die sogenannten Wellness-Gums. Sie versprechen viel, neben gesunden Zähnen sollen verschiedene andere Zusatzstoffe auch noch zu mehr Wohlgefühl verhelfen. Dazu Zahnarzt Dr. Gerard Kölling:

"Es ist eigentlich egal, ob ein Kaugummi zum Beispiel Zusatzstoffe wie Ginseng oder grünen Tee enthält. Dafür ist die Konzentration zu gering, um einen positiven Effekt auf den Organismus zu haben. Wichtig beim Kaugummikauen ist, dass der Kaugummi keinen Zucker enthält."

Zahnpflege per Kaugummi
Zuckerfreie Kaugummis hemmen die Karies- und Plaquebildung und verhindern somit einen unangenehmen Mundgeruch. Es gibt aber auch spezielle Zahnpflegekaugummis. Sie enthalten zusätzliche Mineralstoffe und Mikroputzkörper. Solche Zahnpflegekaugummis sind besonders praktisch für unterwegs. Anstatt nach jedem Essen die Zähne zu putzen, ist es weit besser, einen Kaugummi zu verwenden. Das betont auch Zahnarzt Dr. Gerard Kölling:

"Es ist nicht ratsam, sich unmittelbar nach dem Essen die Zähne zu putzen. Denn bestimmte Lebensmittel und auch Getränke können Säuren enthalten. Die Säuren können die Zahnsubstanz angreifen und sie weich machen. Würden wir in dem Moment anfangen, die Zähne zu putzen, bestünde die Gefahr, dass wir gesunden Zahnschmelz wegbürsten. Besser ist es, nach der Mahlzeit einen Kaugummi zu kauen. Aber nicht vergessen: Das Kaugummikauen ersetzt das Zähneputzen nicht. Zweimal täglich Zähneputzen ist die Regel!"

Abnehmen mit Kaugummi
Auch wer stets um die Figur bemüht ist, greift bei Heißhungerattacken statt zu etwas Süßem lieber zu Kaugummi. Wegen der geringeren Kalorienzahl ist das beim Abnehmen sehr hilfreich. Aber nicht nur deswegen. Laut einer US-Studie erhöht das Kauen nach einer Mahlzeit die Stoffwechselrate und damit die Fettverbrennung. Die Pfunde zuviel schmelzen leichter. Dass Kaugummi hilfreich beim Abnehmen sein kann, bestätigt auch unser Experte Prof. Dr. Dr. Dr. Klaus Kölling:

"Heute weiß man, dass man über Kaugummikauen etwa zehn Kilokalorien pro Stunde verlieren kann. Über das Jahr hochgerechnet entspricht das einem Körpergewichtsverlust durch Kaugummikauen von etwa fünf Kilogramm. Darüber hinaus weiß man zwischenzeitlich, dass das Kaugummikauen auch auf andere Funktionen des Magen-Darm-Traktes positive Effekte hat."

Doch Kaugummikauen birgt auch seine Gefahren. Was ist, wenn man den Kaugummi verschluckt? Die landläufige Meinung ist, dass dies riskant sein könnte, denn der Kaugummi würde dann doch den Magen verkleben. Prof. Dr. Dr. Dr. Klaus Kölling aber gibt Entwarnung:

"Keine Angst, es passiert nichts, der Kaugummi passiert die normalen Wege und wird wieder normal ausgeschieden. Es wird dabei nichts verstopft und nichts beschädigt."

Und wenn Kaugummireste an der Kleidung kleben bleiben, ist auch dies kein Grund zu verzweifeln. Kälte ist hier ein geeignetes Hilfsmittel. Verklebte Kleidung einfach mit Eis behandeln oder gleich ins Gefrierfach legen. Erkaltete Kaugummireste lassen sich dann leicht abziehen.

Noch etwas sollten Kaugummi-Fans allerdings unbedingt wissen: Für einen ausgespuckten Kaugummi muss man in immer mehr deutschen Städten ein Bußgeld von 25 bis zu 500 Euro bezahlen! Also besser in den Abfalleimer werfen.

Autorin: Judith Kotra
http://www.daserste.de/ratgeber/gesundhe...svk2mvfb~cm.asp