Von Rauchzeichen bis Handgesten: Um effizient miteinander zu kommunizieren, brauchten die Menschen nicht immer moderne Hightech wie Internet und Handy.
SOS bezeichnet Notlagen oder Not-Telefone. 1906 auf der 1. Internationalen Funkkonferenz in Berlin festgelegt, verlor das SOS mit Verbreitung des Sprechfunks seine Bedeutung zugunsten des Rufs »Mayday, Mayday«. Seit 1999 haben beide Notrufsignale ausgedient. Stattdessen informiert das automatische »Global Maritime Distress and Safety System« GMDSS die Rettungsleitstellen und führt Retter präzise zum Unglücksort. Nur für Sportboote hat »Mayday« auf dem inoffiziellen Notrufkanal 16 noch eine Bedeutung.
Rauchzeichen gehören zu den frühesten Nachrichten-übermittlungssystemen der Menschheit, so in China, bei den alten Griechen und – am bekanntesten – bei den Indianern Nordamerikas. Auf ein offenes Feuer wird nasses Gras gelegt, der entstehende Rauch unter einer Decke gesammelt und in bestimmten Abständen freigesetzt. Unterschiedliche Farben entstanden durch verschiedene Pflanzen oder Mineralien als Feuerbeigaben. Noch heute wird bei einer Papstwahl durch weißen Rauch die Neuwahl eines Papstes angezeigt, während schwarzer Rauch signalisiert, dass ein Wahlgang ergebnislos verlaufen ist.
Weit effizienter waren die Semaphoren, mit denen erstmals der französische Physiker Guillaume Amontons im Jahre 1690 und 90 Jahre später der Deutsche Friedrich Ludwig Hoffmann aus Burgsteinfurt experimentierten. Das sind Masten, an denen bewegliche Flügel verschiedene Stellungen einnehmen können. 1794 baute der Franzose Claude Chappedie die erste reguläre Telegrafenlinie zwischen Paris und Lille. Jedes Semaphor hatte zwei Signalarme, die 196 verschiedene Zeichen darstellen konnten. 1845 war Paris mit allen großen Städten Frankreichs auf diese Weise verbunden. Preußen verwendete zwischen 1832 und 1849 ein ähnliches System, bei dem 62 Telegrafenstationen Berlin mit den Rheinprovinzen verband.
Bereits die Inka hatten eine gut funktionierende Post. An den gut ausgebauten Straßen waren in Abständen Läufer, die Chaski, postiert. Sah ein wartender Läufer einen anderen kommen, rannte er ihm entgegen und begleitete ihn. Während des Laufens lernte er vom Ankömmling die Nachricht auswendig und spurtete dann allein weiter zur nächsten Station. In Süddeutschland war im Mittelalter die »Metzgerpost« berühmt, denn Metzger waren berufsbedingt viel unterwegs und besaßen Pferde und Wagen. Sie führten das Posthorn ein, das sie bei Ankunft in einem Dorf bliesen.
In neuerer Zeit kommen bei Handelsvertretern, Drückern und Sekten wieder die fast vergessenen Mordbrenner- oder Gaunerzinken in Mode. Sie tauchen auch im Zusammenhang mit Einbrüchen und bei Lastwagenentführungen auf. Die Zinken, geritzte oder heute mit Farbe gesprühte Zeichen, gehören zum Rotwelsch, der Geheimsprache der Nichtsesshaften seit dem 12. Jahrhundert. 340 Zeichen waren im 15. Jahrhundert bekannt. Die meisten wiesen auf Gefahren, Essens- oder Schlafmöglichkeiten hin, andere informierten über Möglichkeiten für Straftaten, und wieder andere dienten als Wappen, mit denen Familienangehörige sich identifizierten.
Vor 25 Jahren schlug der Informatiker Scott Fahlman das erste Smiley-Zeichen in E-Mails vor, das ein lachendes Gesicht symbolisiert, wenn man den Kopf schräg hält. Seinerzeit hatte man nur den einfachen ASCII-Zeichensatz zur Verfügung, um die Witze zu kennzeichnen, die damals in der Uni die Runde machten und die nicht jeder verstand. Eine Form ohne Doppelpunkt-Augen soll 1979 ein Kevin MacKenzie in einem elektronischen Forum verwendet haben, um Ironie auszudrücken. Asiaten brauchen den Kopf übrigens nicht zu neigen. Bei ihnen sieht das lachende Gesicht so aus: ^_^, das trautige so: ó_ó.
Die Sprache der Handgesten ist an Kulturen gebunden, was nicht selten zu Missverständnissen führt. Der hochgereckte Daumen der Tramper, in vielen Teilen der Welt ein Zeichen der Zustimmung, ist auf Sardinien und in Arabien eine obszöne Geste. Für Verwirrung sorgte die Geste des US-Präsidenten George Bush, als er vor Kameras seine Hand mit gestrecktem kleinen Finger und Zeigefinger emporreckte.
Das in Deutschland als »Pommesgabel« bekannte Zeichen ist das Erkennungszeichen der Heavy-Metal-Anhänger, aber auch, wenn neben das Gesicht gehalten, das Zeichen fürs Telefonieren. Als Symbol für den Teufel ist es in vielen Ländern negativ besetzt. In Italien und Spanien heißt es »Mano cornuta« und bezeichnet einen gehörnten Ehepartner. Bei Preisverhandlungen auf chinesischen Märkten dagegen bedeutet es einfach die Zahl sechs. George Bush machte aber eines der anerkanntesten Handzeichen an amerikanischen Universitäten: das Grußzeichen der Football-Mannschaft »Texas Long-horns« der Universität Texas in Austin.