Jetzt wird es ernst: Wer einst privat versichert war und aus dem System herausgefallen ist, ist seit Jahresbeginn zur Rückkehr in die Krankenversicherung verpflichtet. Denn sonst drohen Nachzahlungen, unter Umständen von mehreren Tausend Euro.
Mit der neuen Regelung gilt für Privatversicherte erstmals eine Krankenversicherungspflicht. Verbraucherschützer empfehlen Betroffenen dringend, jetzt zu handeln. "Es trifft Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen aus der Versicherung ausgeschieden sind", erläutert Dörte Elß von der Verbraucherzentrale Berlin: "Zum Beispiel die Ehefrau, die nach der Scheidung den Krankenversicherungsschutz verloren hat, oder auch der Student, der sich nach dem Studium nicht um eine Weiterversicherung gekümmert hat."
Basistarif für fast alle
Seit Jahresbeginn müssen alle privaten Krankenversicherungen einen sogenannten Basistarif anbieten, den ehemals Privatversicherte als Rückkehrer nun nutzen können. Und Nichtversicherte müssen jetzt auch davon Gebrauch machen. Auch wer privat krankenversichert ist, kann bis zum 30. Juni in den Tarif wechseln, ebenso - unter bestimmten Voraussetzungen - freiwillig gesetzlich Versicherte.
Die Leistungen müssen mit denen der gesetzlichen Krankenversicherung vergleichbar sein. Der Monatsbeitrag darf nicht höher liegen als der Höchstbeitrag, den eine gesetzliche Kasse verlangen darf. Die Beitragsbemessungsgrenze wurde zum Jahresbeginn auf 3675 Euro angehoben, der Einheitssatz der Krankenkasse liegt jetzt bei 15,5 Prozent. "Der Beitrag kann sich also auf rund 570 Euro pro Monat belaufen", rechnet Elß vor. Hinzu kommt noch der Pflegeversicherungsbeitrag. Die Prämie kann für Bedürftige gesenkt werden, auch eine Selbstbeteiligung drückt die Kosten.
Fast 200.000 nicht versichert
Die Rückkehrmöglichkeit wurde schon vor dem Jahreswechsel angeboten, doch seit Anfang 2009 ist gesetzlich vorgeschrieben, dass sie auch in Anspruch genommen werden muss. Bis Anfang Dezember waren rund 5000 Nicht-Versicherte, die ehemals privat versichert waren, zurückgekehrt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 2007 rund 196.000 Deutsche nicht krankenversichert - das waren 0,2 Prozent der Bevölkerung. Mit 68 Prozent trifft es vor allem Männer, überwiegend Selbstständige und deren mithelfende Familienangehörige.
Wer sich nicht versichert, muss mit Prämienzuschlägen von bis zu mehreren tausend Euro rechnen. Für die ersten sechs Monate - also bis Jahresmitte - ist jeweils ein Monatsbeitrag für jeden Monat der Nichtversicherungszeit zu zahlen. Danach wird pro Monat ein Sechstel des Beitrags fällig.
"Es kann natürlich längere Zeit auch ohne Krankenversicherung gut gehen. Aber es wird sofort auffallen, wenn Sie mal wirklich krank werden und die Rechnungen nicht bezahlen können", sagt Elß. Viele würden in der Arztpraxis ihre Situation vertuschen, indem sie sich die Rechnung mitgeben lassen mit der Begründung "Ich bin Privatpatient". Es stehe ihnen dann frei, die Rechnung selbst zu zahlen oder bei einer Kasse einzureichen - spätestens im Krankenhaus wird diese Strategie aber auffliegen.